Unruhe – Unsre Sehnsucht nennt man Wahn und Traum

Unruhe – Unsre Sehnsucht nennt man Wahn und Traum

Biografischer Roman über Annette von Droste-Hülshoff
von Christiane Gibiec, Rote Katze Verlag, Lübeck, 2022

ISBN 978-3-9824516-6-4

 

Sie war ein unruhiger Geist, die westfälische Dichterin Annette von Droste-Hülshoff. Ihr Leben lang suchte sie nach einer eigenen Identität als Frau und als Künstlerin im Umfeld des münsterländischen Adels, der ihr beides kaum zugestand.

Der biografische Roman von Christiane Gibiec nimmt nicht nur ihren künstlerischen Werdegang, sondern auch ihre Liebesbeziehungen in den Blick, die für die damalige Zeit eigenwillig und ungewöhnlich waren. Zum einen war es die „Affäre Straube“, bei der die adligen Verwandten Annettes ihre Beziehung zu dem bürgerlichen Studenten Heinrich Straube mit Hilfe einer bösen Intrige vereitelten. Als Anfang Vierzigjährige verliebte sie sich in den sechzehn Jahre jüngeren Levin Schücking, der sie zu vielen ihrer meisterlichen Gedichte und ihrer Erzählung Die Judenbuche inspirierte. Auch diese Beziehung endete in einem Fiasko.

Da wimmelt es von Festlichkeiten des Adels, hochwohlgeborenen Damen und Herren, von Berühmtheiten wie den Brüdern Grimm, von Reitern, Jagden, von Rüschen und Seidenkleidern, von Gesinde und katholischen Kindern. Inmitten des Trubels und der Festlichkeiten ein leidenschaftliches junges Mädchen, das gerne tanzt und flirtet und schon in Jugendjahren poetische Texte schreibt. Und sich um gute Sitten wenig kümmert. Ähnlich zauberhafte erotische Szenen wie hier hat man selten lesen können.

Dr. h.c. Hermann Schulz, Autor, ehem. Verleger

 

Falk Andreas Funke, Wuppertaler Autor und Lyriker, Verfasser der Gedichtbände „Tier und Tor“, „Ballsaal für die Seele“ sowie „Krause, der Tod und das irre Lachen“ hat „Unruhe“ gelesen. Hier sein Urteil:

Was haben wir heute mit dem 19. Jahrhundert zu tun? Dasselbe wie mit dem 20.  Es ist Vergangenheit, unsere Vergangenheit. Erzählte Vergangenheit wird Geschichte. Durch das Erzählen tritt sie uns wieder lebendig vor die Augen, fast so, als ereigne sie sich zum ersten Mal. Christiane Gibiec hat eine Geschichte geschrieben, eine Lebensgeschichte, einen biografischen Roman über die westfälische Dichterin Annette von Droste-Hülshoff. Und es ist ihr gelungen, den Werdegang dieser aus dem Landadel stammenden Frau, die ihrer Zeit um Generationen voraus war, so packend, so sprachsensibel und glaubhaft-authentisch nachzuempfinden, dass uns, den Lesenden, mitunter schwindlig wird, von dem, was wir da erfahren. Eine Frau, die schreibt und damit an die Öffentlichkeit geht, die lange darum kämpfen muss, wahrgenommen – geschweige denn ernstgenommen – zu werden: Das war vor zweihundert Jahren ein Unding, an dem frau eigentlich scheitern musste. Von einer eher schwachen gesundheitlichen Konstitution, aber mit einem Temperament, das den Zeitgenossen beiderlei Geschlechts vor die Köpfe stieß, dazu gesegnet mit einer Art zweitem Gesicht, werden wir Zeugen, was dieser scheinbar privilegierten Frau von ihren Mitmenschen zugemutet  wurde, wie sie liebte und wiedergeliebt, aber auch verachtet und beinahe vernichtet wurde und wie sie sich doch mit ihrer poetischen Kraft einen bleibenden Platz in der literarischen Geschichte erschrieb. Das Vergangene ist nicht tot, es ist nicht einmal vergangen (W. Faulkner). Wie wenig das Vergangene tot ist und wie sehr es in uns heute weiterzuleben vermag, das lesen Sie bitte in dem großartigen Roman „Unruhe“ von Christiane Gibiec.