Falk Andreas Funke: Krause, der Tod und das irre Lachen
VT-Verlag Thomas Tonn, Aschaffenburg 2012, 90 Seiten
Krause liegt neben meinem Bett und ich nehme ihn zur Hand, wenn ich Trost brauche. Krause stolpert, schwebt, schreitet, tapert durch die Gegend, oft am Rand des Abgrundes, um auf einmal Volten zu schlagen, Kapriolen zu tanzen und den Augenblick zum Glühen zu bringen. Falk Andreas Funkes auf den Punkt hin gedrechselte, mit liebevollen Zeichnungen ausgestattete Kurztexte sind rhythmische Schelmengesänge von einem, der zwischen den Welten unterwegs ist, seltsame Wesen trifft, in abstruseste Situationen gerät und immer wieder erstaunt sich selbst begegnet. Da reitet er, dem die Arbeit im Amt ein Gräuel ist, nach Feierabend als schwertschwingender Elbe nach Hause, sieht in seinem Garten den heiligen Franziskus mit den Vögeln sprechen oder stürzt sich (natürlich sturz-) betrunken mitten in eine Zigeunerkappelle und… singt Ungarisch, als hätte er nie anders geredet, anders gedacht, anders gesungen. Mal ist er der letzte Mensch auf dieser Welt, dann wieder trifft er auf der Couch seiner Großmutter eine singende Negerin, man tanzt, klatscht und treibt Späße. Oft ist der Tod in unterschiedlichen Metamorphosen zu Gast, die Sense immer unter dem Arm, treibt sich im Schwimmbad und auf Parkbänken herum, kommt gar zusammen mit dem irren Lachen zum Kaffee vorbei und verwüstet Krauses Küche. Krauses Existenz, irrlichternd zwischen groteskem Kleinbürgermilieu und mythischen Räumen, ist niemals banal, egal ob er am Telefon ein tibetanisches Totenlied anhören muss, eine Motorradformation für ihn einen Triumphzug fährt, oder er – versehentlich, wie sich dann herausstellt – den Friedensnobelpreis bekommt. Mit dem Literaturnobelpreis rechnet er noch – in typisch krausescher Bescheidenheit. Verdient hätte er ihn, allein schon für diese Miniatur, mit der das Bändchen des Sonnenhassers Krause endet: Endlich – es regnet. Wassermusik. Ein Fest für den Wald und für Krause. Jeder Tropfen ein Ton, zerplatzt in der großen Sinfonie des Rauschens. Was rauscht, denkt Krause, ist gut: Ballkleider, Bäume im Wind und der Wein nach dem dritten Glas zur Pfeife. cg